Die Gemeinde Kodetschlag von Johann Lackinger (Witzany)
Nach der Volkszählung von 1938 gehörten zur Gemeinde Kodetschlag 7 Ortschaften mit 785 Einwohnern, davon 751 Deutsche, 28 Tschechen, 6 Ausländer. Das Grundausmaß betrug 1.886 ha mit 119 Häusern. Die zugehörigen Ortschaften waren: Kodetschlag, Bamberg, Seiften, Bludau, Kropfetschlag, Ober-Steindörfel, Unter-Steindörfel, Rudetschlag. Zur Pfarrei Rosenberg gehörten Kodetschlag und Bamberg, Seiften, Bludau und Kropfetschlag gehörten zur Pfarrei Oberhaid und Steindörfel und Rudetschlag zur Pfarre Unterhaid. Kropfetschlag, Ober-Steindörfel und Rudetschlag grenzten an Österreich. In die zweiklassige Schule von Kodetschlag gingen die Kinder aus Kodetschlag, Bamberg, von vier Familien aus Seiften und fünf Familien aus Bludau. Die Kinder der anderen Familien gingen nach Oberhaid. Weiters kamen noch die Kinder aus Ober- und Unter-Gallitsch und von einer Familie aus Hochdorf. An Gewerbe war vorhanden: eine Schmiede in Kodetschlag, ein Schneider in Rudetschlag, ein Maurermeister (Pachler) in Bamberg und eine Zementwarenerzeugung. Gasthäuser gab es in Kodetschlag eins, in Seiften zwei, Bludau hatte eines und das bekannteste war der ,,Kuhler“ (auch Koller, Kohler) an der großen Kreuzung der Straßen HohenfurtKaplitz und Oberhaid-Rosenberg. Dort traf man sich aus allen Richtungen am Sonntag zum Tanz, bei dem die Brunner-Musi vom Pfeifenmacher Brunner aus Rosenberg aufspielte. An Vereinen gab es je eine Freiwillige Feuerwehr in Kodetschlag und Bludau. Eine Geschichte gibt es: In Kropfetschlag hatten alle Kröpfe, die wurden aufgeschnitten. Da gab es soviel Blut, daß es sich unten gesammelt hat. Drum heißt es Kropfetschlag und unten heißt es Bludau. Da floß das Blut weiter und es haben alle Leute geseufzt („g’seifzt“), drum heißt die nächste Ortschaft Seif (z)ten. Die Häuser der Ortschaft Kodetschlag: Nr. 1: „Beim Schaun“, Name Brunner. Nr. 2: „Agal“, Name Kopatsch. Von den zwei Söhnen ist einer gefallen, der andere wohnt in Wiesloch/Baiertal. Nr. 3: Ein kleines Einfamilienhaus, früher wohnte ein Wagner drinn, dann ein Straßenwärter, Luksch, eine Tochter hatte einen Powolny (Mesner) von Rosenberg geheiratet. Zwei Söhne, einer gefallen, der andere lebt bei Frankfurt. Nr. 4: „Witzany“, Name Lackinger (das bin ich, der Verfasser dieses Berichtes). Mein Vater ist im 1. Weltkrieg gefallen. Wir waren sechs Geschwister. Ich, der Älteste, war damals neun Jahre alt. Heute sind wir noch vier. Ein Bruder wohnt in St. Martin bei Traun, der jüngste ist in Hunsrück bei Passau und meine Schwester bei Göppingen. Meine Frau war eine Drescher („Seppnbaun“ — Bamberg). 1946 mußte sie mit zwei Kindern fort, ich war in russischer Gefangenschaft, erst in Deutschland haben wir uns gefunden. Nr. 5: War die Schmiede. Der Schmied hieß Steinbichel. Die Schmiede wurde aber in den 30er Jahren verkauft an einen Linhart, der kam aus Zettlesreit bei Rosenthal. Nr. 6: War das Gemeindehaus. Früher wohnte der Schuster und Schweinehirt darin. Zuletzt wohnte ein Maurer mit Namen Wagner dort. Nr. 7: „Jungbaun“, Name Barth, ein Sohn wohnt im Kreis Buchen. Nr. 8: Das Gasthaus „Lockinger“, Name Petermichl, da waren sieben Kinder. Der Jüngste ist gefallen, zwei Mädel leben noch, eine ist meine Schwägerin. Die und noch eine Schwester sind in St. Martin bei Traun. Nr. 9: „Altrichter“, Name Klement. Eine Tochter hat übernommen und hieß dann Pils, das war eine Haustoni von Seiften. Der Vater, drei Brüder und ich, wir haben mit den Brunner Buben (Pfeifenmacher) aus Rosenberg Musik gemacht. Nr. 10: War ein kleines Häusl (Gabelmacher). Gewohnt hat dort eine Familie Stoiber. Nr. 11: „Birafellner“, viel früher haben sie Birkenfellner geheißen. In meinem Ahnenpaß kommt eine Birkenfellner vor, um 1800. Jetziger Name Lakinger, ohne ck. Nr. 12: „Wiesinger“, früher war ein Grüneis drauf. Wurde verkauft an Pfeiffer. Nr. 13: „Wastl“. Früher war ein Biebl von Wilentschen oder Sabratne drauf. Der hat verkauft an einen Tschechen Vitwar. Dieser bzw. der Sohn ist noch drauf. Nr. 14: „Leichtner“, Familie Paukner. Nr. 15: „Kernzl“, früherer Name Wirtl. Ist verkauft worden an Familie Pecho. Nr. 16: „Maurer“, Familienname Schmitt. Von der Familie ist sonst nichts bekannt. Der Sohn Albert hat sich in Richtung Zartlesdorf ein Haus gebaut, welches die Nr. 29 hatte. Nr. 17: Ein kleines Haus, Familie Kowatschek. Nr. 18: „Zimmerhans“, Familie Proyer, er war ein ,,Valentin“-Sohn aus Bamberg. Wurde verkauft an Familie Wolf. Die Wolfs hatten drei Kinder. Der Jüngste ist gefallen, der Ältere war in England in Gefangenschaft und hat dort geheiratet. Die Tochter und die Eltern sind in Wiesloch gestorben. Nr. 19: „Pfandlbauer“, so war auch der Familienname. Aus dem Haus stammte meine Mutter. Ihr Bruder war viel jünger und ist im Krieg gefallen. Nr. 20: Verfallen. Nr. 21: War der „Mauthof“. Wurde nach dem ersten Weltkrieg dem Grafen Buquoy enteignet und einem Tschechen verkauft. Dieser, mit Namen Lorenz, war auch nach 1945 wieder dort. Später wegen Funkverbindung zum Westen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Nr. 22: War das „Schneiderhäusl“, an die Schmiede angebaut. Es war ganz aus Holz. Der Schneider hat Mayer geheißen. Der Sohn aus erster Ehe Pils. Nr. 23: Angebaut an das Gemeindehaus, Familie Tweraser. Nr. 24: „Sinner-Häusl“, Familie Proyer. Nr. 25: Die zweiklassige Volksschule. Der letzte Lehrer hieß Liebl. Nr. 26: Außerhalb der Ortschaft, eine Zementwaren-Erzeugung. Nr. 27: „Stadelbauer“, aus einer Scheune wurde ein Wohnhaus, Name Tuscher. Nr. 28: Pfandlbauer, hat ein Wohnhaus außerhalb des Ortes gebaut. Nr. 29: „Maurer Wertl“‚, siehe Nr. 16. Nr.30: „Witzany Wertl“, Name Lackinger, also mein Bruder. Etwa 30 Meter neben meinem Haus — Nr. 4 — haben wir das Haus gebaut. Er hat eine Tochter vom Hammer („Wacha“) aus Bamberg geheiratet.