Objekt des Monats: Ein Schnupfstück für die Nase

Objekt des Monats: Ein Schnupfstück für die Nase

Keine Vase und kein Likörflakon, nichts fürs Parfum oder die Medizin. Dieses wunderschöne Objekt ist gedacht für Schnupftabak.

Schnupftabakfläschchen sog. Warzenglas
Glas
Maße: B 8,3 x T 3 Länge 12 cm
Schenkung Walter Gruber

Glas gilt als einer der ältesten künstlich hergestellten Werkstoffe. Seine Entstehung reicht zurück bis ins 4. Jahrtausend vor Christus. Anfangs wurde Glas geformt oder gegossen und erst mit der Erfindung der Glasmacherpfeife (1. Jahrhundert vor Christus) war es möglich geblasenes Glas herzustellen.¹ Diese Glasmacherpfeife ist ca. 1,5 m lang und ein hohles Rohr aus Metall.²

Dieses bauchig geformte Schnupftabakglas ist mit 2-reihigen transparenten und 1-reihigen größeren blauen Knuppen (Warzen) verziert. Deshalb ist es auch als „Warzenglas“ bekannt. Die Flasche besitzt einen Verschluss in ebensolcher Ausstattung.

Bei unserem speziellen Objekt handelt es sich um ein sogenanntes „geschundenes Glas“. Das bedeutet, dass sich Arbeiter in ihren Arbeitspausen verschiedene Glas-Objekte auf ihre eigenen Kosten anfertigen haben können. „Geschunden“ meint in dem Fall bearbeitet bzw. geformt.³ Diese Objekte waren ein kleiner Zuverdienst zum Lohn, dienten aber natürlich auch Perfektionieren der Fertigkeiten.

Schnupftabakgläser haben eine lange Tradition, gehörten zum Alltagsbild und fielen in die Kategorie Gebrauchsglas – auch wenn der Konsum von Schnupftabak nach dem ersten Weltkrieg durch die Zigaretten stark nachließ.⁴

¹ Vgl. Schmeer-Sturm, Marie-Louise, Ulbricht, Kurt, Vieregg, Hildegard (Hrsg.), Museums Kompass Bayern. Ein Schlüssel zum Verständnis für Brauchtum – Handwerk – Technik – Kunst. Ein Nachschlagewerk in Sachgruppen, München 1992, 213.

² Vgl. Ebd., 214.

³ Vgl. Haller, Reinhard, Geschundenes Glas, Brauchtümliches Glasmachen. Volkstümliche Gläser im Bayerischen Wald und anderen europäischen Glashüttenlandschaften, Grafenau 1985.

⁴ Vgl. Schaefer, Heiner, Geiselberger, Siegmar, Flakons für Schnupftabak: Geblasen, optisch geblasen, form-geblase, press-geblasen, gepresst?, März 2003, Pressflas-Korrespondenz 2004-2, Stand 27.05.2004, pk-2004, 183, https://pressglas-korrespondenz.de/aktuelles/pdf/pk-2004-2w-schaefer-schnupftabak.pdf [letzter Zugriff 15.09.2020]