Wenn Gott tot ist. Memoiren. Czernin Verlags GmbH, Wien 2012
Frauenteich. Mit Enten drauf und Karpfen im Wasser. Daneben die Wiese im Sommer, Eislaufplatz im Winter. In der Nähe die kleine Frauenkirche, neben ihr das gelbgestrichene Kloster der Armen Schulschwestern. Dort das Klosterbergerl. Ob ich die Namen der Türme noch weiß? Scheiblingturm, Schmidingerturm, Pfefferbüchsenturm. Böhmertor und Linzertor, Böhmer Vorstadt und Linzer Vorstadt. Der eckige Turm, der Bergfried. Alles sehenswert, ans Mittelalter erinnernd, auch der Stadtgraben und die äußere und die innere Stadtmauer, der Zwinger, in dem wilde Tiere gehalten wurden, zum Schutz vor Eindringlingen. Freistadt war einige Male umkämpft, einmal brannte die ganze Stadt ab, die Tochter des Postmeisters beim Posttürl war in einen Bauernburschen verliebt gewesen und hatte ihm den Schlüssel zur Stadt gegeben. Bei der Hietlerstiege, die so hieß wegen des Fleischhauers Hietler oben bei den letzten Stufen, angrenzend zum Hauptplatz mit dem schönen Wolfsgruberhaus, dem Rathaus und der Apotheke. Eines der Häuser war einmal ein Piaristenkloster. Eisenhandlung Stöblich, Blumen Wetty in der Samtgasse, Geschirrhandlung Wolf, Buchhandlung Wolfsgruber, Café Zimbrich, Kleiner Angerer, Gastwirt Seyrl, Lebensmittel Januschko, auf dem Platz der Marienbrunnen mit der Marienstatue, die im Winter zugedeckt wurde. […]#
Aus: Schwaiger, Brigitte, Wenn Gott tot ist. Memoiren, Czernin Verlags GmbH, Wien 2012, 7f.